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er Watzmann, Berchtesgadens
Schicksalsberg, zählt zu den bekanntesten
Bergen der Alpen. Seine 1.800 Meter hohe
Ostwand ist eine der berüchtigtsten Wän-
de der Ostalpen. In dieser überdimensio-
nalen Felsmauer, die sich scheinbar verti-
kal über dem Ufer des Königssees gen
Himmel streckt, wurden beginnend mit der
Erstbegehung im Jahre 1881 zahlreiche
alpinistische Geschichten geschrieben.
Franz Rasp, Bürgermeister der Gemeinde
Berchtesgaden, kann über die Watzmann-
Ostwand eine ganz besondere Geschichte
erzählen. Eine Geschichte davon, wie ein
Berg Generationen prägt.
„Das war ganz schön wild“
„Ja, meine erste Begehung der Ostwand
habe ich noch genau vor Augen, das war
ganz schön wild. Ich war da zehn oder elf
Jahre alt. Wir sind damals mit dem ersten
Schiff über den Königssee. Es war eher
schlechtes Wetter. Wir waren eine ganze
Gruppe, unter anderem war meine Mutter
dabei, die hat sich ganz schön gefürchtet.
Das war sozusagen eine Familienbegehung
anlässlich der 150. Ostwand-Durchsteigung
meines Vaters.“
Das Bewusstsein für das, was die geschaffte
Bezwingung der Ostwand bedeutet,
war bei dem jungen Franz Rasp zu
dem Zeitpunkt noch nicht ausgebildet. Für
ihn war der Watzmann damals bloß der Arbeitsplatz
seines Vaters, der als bekannter
Bergführer zahlreichen Gästen den Traum
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