Salzbrocken in unterschiedlicher Farbe
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag im
Salzbergwerk Berchtesgaden
aus?
Um halb sechs fahre ich zur Arbeit.
Wenn der Steiger, der die
Aufsicht über die Bergarbeiter
hat, kommt, wird gemeinsam
das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis
gebetet. Um
kurz nach sechs fahren wir in die
Grube ein. Die Arbeit ändert
sich von Tag zu Tag. Im Moment
bin ich beim Streckenvortrieb
auf der Maschine eingeteilt.
Wir erschließen gerade ein
neues Bohrspülwerk. Das ist ein
Hohlraum, der mit Wasser gefüllt
wird, welches dann das
Salz aus dem Gestein löst. Um
14 Uhr ist Schichtende. Je eine
halbe Stunde dauern Ein- und
Ausfahrt.
Im Salzbergwerk Berchtesgaden
gibt es einige geheimnis-
volle Namen: die Salzkathe-
drale, das Salzlabor, der Spie-
gelsee – was steckt dahinter?
Das sind neuzeitliche Namen,
die die alten, ausgespülten
Hohlräume aus touristischen
Gründen tragen. Die Salzka-
thedrale hieß zum Beispiel einmal
Kaiser-Franz-Sinkwerk. Wir
Bergleute nutzen noch die alten
Namen.
Was überrascht Besucher des
Salzbergwerks am meisten?
Alle Bergmänner sind am Wochenende
für Gästeführungen
eingeteilt. Die Besucher sehen
während der Führung, mit welchem
enormen Aufwand der
Salzabbau verbunden ist. Oft
wird dann die Frage gestellt, ob
der Salzabbau überhaupt noch
rentabel sei – so eine Packung
Salz kostet im Supermarkt ja
nur 50 Cent. Das Salzbergwerk
Berchtesgaden ist ein kleines
Bergwerk, wir haben hier im Ge-
gensatz zu unserem Mutterkon-
zern keine großen Maschinen,
Lastwagen oder Bagger. Das
heißt, dass wir vieles per Muskelkraft
machen. Schwere Guss-
leitungen oder Salzbrocken
tragen wir per Hand oder mit
Hilfe von Hubzügen.
Das Salzbergwerk will Besucher
neben den beliebten Rutschen
mit effektvoller Technik wie
Lichtinstallationen, Filmen
und Sphärenklänge begeistern
– kommt Ihnen das manchmal
merkwürdig vor?
Nein – Traditionen sollen sich
weiterentwickeln und mit der
Zeit gehen. So ist es auch in un-
serem Bergwerk, es gibt immer
Verbesserungen – wir können
nicht auf dem alten Stand stehen
bleiben.
Wie prägt das Salzbergwerk
seine Umgebung, das Berchtesgadener
Land?
Bergwerk und Saline gehören
nach wie vor zu den größeren
Arbeitgebern der Region. Jeder
kennt das Reichenhaller Salz.
Wer hier geboren ist, ist stolz
auf dieses Produkt.
Was bedeutet Ihnen Ihre
Heimat?
Kurz ausgedrückt: Meine Heimat
bedeutet mir alles.
Ihr persönlicher Tipp: Was
sollen sich Gäste unbedingt
ansehen?
In erste Linie sollten Besucher
sich Zeit nehmen, die Natur zu
genießen. Ich gehe sehr gerne
über den Soleleitungsweg, der
dort verläuft, wo früher die alte
Soleleitung entlangführte. Für
weitere Tipps empfehle ich, auf
die Einheimischen zuzugehen
und zu fragen.
Andreas Neumayer bei der Arbeit