chwarz, violett oder
S
rosa. Klassisch rund, vielleicht
auch herzförmig oder länglich,
gestreift oder marmoriert. Aber
eindeutig alles Tomate. Wenn
Thea Götzinger durch ihren
Bauerngarten führt, der wie
gemalt etwas außerhalb des
Örtchens Teisendorf im Berchtesgadener
Land liegt, mag
man es kaum glauben. „Ich war
selbst überrascht, was es alles
gibt“, sagt die 49-Jährige, die
sich erst vor ein paar Jahren
auf das Nachtschattengewächs
spezialisiert hat, weil sie sich
von ihren Kolleginnen unterscheiden
wollte. Denn Thea
Götzinger gehört zu den ausgebildeten
Gartenbäuerinnen,
die sich offiziell qualifiziert haben
und ihre Gärten im südöstlichsten
Zipfel Deutschlands
während der Sommermonate
für Besucher öffnen. Inmitten
der voralpinen Idylle können
ihre Gäste wahre Landlust
spüren und all ihre Sinne auf
eine Entdeckungsreise hin zum
Besten aus der Natur schicken.
Wie auf ihrem Bauernhof mit
Kalbinnenaufzucht und Ochsenmast,
so ist selbstverständlich
auch in Thea Götzingers Garten
alles bio. „Chemie kommt mir
nicht ins Beet“, sagt die Landfrau,
der viel daran gelegen ist,
ihre Liebe zur Natur und ihr Wis-
sen an andere weiterzugeben.
Schulklassen, Kindergärten oder
auch Urlauber: Alle sind eingeladen,
sich von der Faszination
Garten inspirieren zu lassen.
Thea Götzinger erklärt auf
Wunsch gern ihre Nisthilfen für
Nützlinge wie Insektenhotels
und Igelhäuser, präsentiert
Radeln von
Bäuerin zu Bäuerin
Während Thea Götzinger die
Tomaten ans Herz gewachsen
sind, dreht sich bei Marianne
Aschauer aus Oberteisendorf
alles um die passende Dekoration.
Mit ihr gemeinsam kann
Thea Götzinger in ihrem Garten Ein prächtiger Bauerngarten
Beobachtungskästen für Wildbienen
– und natürlich ihre
Tomaten.
„Ich war selbst
überrascht, was
es alles gibt.“
Wer zur Erntezeit im Hochsommer
kommt, kann sogar von der
Staude naschen. Besonders
lecker: Die fingernagelgroße
Johannisbeertomate und die
orangefarbene Aprikosa. Oder
wie wäre es mit einer Marmelade
aus grünen Tomaten, mit
Zimt verfeinert, vielleicht auch
mit einem Chutney, Tomaten
getrocknet oder eingelegt in Öl?
Für Gruppen (ab zehn Personen,
nach vorheriger Anmeldung)
tischt die Landfrau aus
Leidenschaft gern auf und gibt
auf Wunsch die erprobten Rezepte
weiter. Den ersten offiziellen
Besichtigungstermin der
Saison hat Thea Götzinger
meist im Juni. Dann lässt sich
das Tomatenwunder bereits erahnen,
wird aber noch deutlich
von der Rosenpracht des Gartens
in den Schatten gestellt.
THEAS
LIEBLINGS-
TOMATEN
Aprikosa
Leuchtend gelb und
klein wie eine Kirsche
verführt die Aprikosa
zum direkten
Genuss. Auch Theas
Enkelkinder naschen
mit Begeisterung von
den verführerischen
Stauden.
Stierherz
Ob als fruchtige Soße
oder getrocknet und
anschließend eingelegt
entfalten die
fleischigen Früchte
ein besonderes
Aroma. So bewahrt
Thea für sich und ihre
Familie den Tomaten-
genuss für den kommenden
Winter.
Indigo Rose
Vorne tief schwarz,
auf der Rückseite
rot. Gemeinsam mit
gelben und roten,
größeren und kleineren
Tomaten als Salat
angerichtet und das
Auge versteht sofort,
warum die Tomate
auch Paradiesapfel
genannt wird.
Theas besonderer Tipp
Tagetes ist die ideale
Partnerin im Tomatenbeet.
Sie harmoniert
nicht nur farblich
wunderbar mit den
reifen Früchten, sondern
sorgt auch für
eine gute Bodengesundheit
und ausreichende
Beschattung
der Pflanzen.
zum Beispiel ein zur Jahreszeit
passender Türkranz gestaltet
werden. Maria Fritzenwenger
gibt in gemeinsamen Exkursionen
ihr umfangreiches Kräuterwissen
weiter.
Wird gerade keine Gartenführung
angeboten, lohnt sich
eine Radtour durch die voralpine
Idylle im Rupertiwinkel. Die
Bauerngärten und blumenreichen
Fassaden der historischen
Höfe, kleine Ortschaften und
wogende Felder wollen entdeckt
werden. Am besten mit Einkehr
in einem der urigen Gasthäuser.
Derweil kümmert sich Thea Göt-
zinger um ihre gut 40 verschie-
denen Tomatenpflanzen. Und
freut sich, dass die Zukunft der
Gartenbäuerinnen gesichert ist,
denn immer mehr junge Bäuerinnen
nehmen an der Ausbil-
dung zur zertifizierten Gartenbäuerin
teil. Welche Schwerpunkte
sie setzen werden, ob
Tomate, Rose, Apfel oder Geranie,
darauf dürfen wir gespannt
sein.
DIE BAUERNGÄRTEN
www.gartenbaeuerinnen.de
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