DIE SAGE VOM
er Watzmann ist nicht nur
das Wahrzeichen Berchtesgadens,
er ist auch umwoben von Sagen und
Mythen. Heute noch werden die
Gipfel des Gebirgsstocks als Fa-
milie bezeichnet: Der Große Watzmann
mit seinen 2.713 Metern, der
Kleine Watzmann oder die Watz-
mannfrau und die sogenannten
Watzmannkinder. Obwohl die Sage
von sieben Kinder erzählt, sind nur
fünf „Kinder“ tatsächlich als eigen-
ständige Gipfel erkennbar.
Ein grausamer und
wilder Herrscher
In der Sage war König Watzmann
ein grausamer, wilder Herrscher,
der weder Mensch noch Tier liebte.
Bei Tag und bei Nacht jagte der
böse König das Wild in seinem
Reich in Begleitung seiner ebenso
grausamen Familie. Eines Tages
traf der König mit seinem Gefolge
auf eine friedlich grasende Herde.
Vor dem Hirtenhaus saß die Hirtin
und hielt ihr schlafendes Kind in
den Armen. Neben ihr lag ihr treuer
Hund, und in der Hütte ruhte ihr
Mann, der Hirte. Gestört vom Lärm
der Jäger, sprang der Hund der Hir-
tin bellend auf. Da warf sich des
Königs Meute auf den Hirtenhund
und einer der Rüden biss ihm die
Kehle durch, während ein anderer
seine scharfen Zähne in den Leib
des Kindes, der Mutter und des
herbeigeeilten Vaters schlug. Mit
einem schrecklichen Fluchschrei
zu Gott starben die Hirten, doch
der blutdürstige König lachte nur.
Da erhob sich ein dumpfes Brausen,
und der Geist der Rache fuhr
in die Jagdhunde des Königs. Sie
fielen ihn selbst, seine Königin und
seine sieben Kinder an und bissen
alle tot. Danach stürzten sie sich in
einen Abgrund. Die Leiber der
toten Königsfamilie wuchsen zu rie-
sigen Bergen. So steht er noch, der
König Watzmann, ein Bergriese.
Und neben ihm, eine starre Zacke,
sein Weib. Zwischen ihnen die sie-
ben Kinder. In der Tiefe am Berges-
fuß ruhen die Becken zweier Seen,
in welche einst das Blut der grausamen
Herrscher floss. So entstanden
der Sage nach Königssee und
Obersee. Der Berg, an dem die
Hunde in den Tod stürzten, kennt
man heute als Hundstod.
D
KÖNIG
WATZMANN
Wahrzeichen und Schicksalsberg
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